
Heute haben wir im Repair-Cafe eine schöne Jura Kaffeemaschine repariert.
Diese Reparatur war ein typisches Beispiel für ein Repair-Cafe: Ein Bauteil im Wert von 23 Cent macht die gesamte Maschine unbrauchbar und der Hersteller verhindert sehr effektiv das Öffnen des Gerätes.
Was war passiert?
Die Fehlerbeschreibung des Besitzers lautet: „Beim Anschluss der Maschine an den Strom gibt es im Gerät einen lauten Knall und die Haus-Sicherung fliegt raus. Dies ist so seit einem Gewitter vor einigen Wochen.“
Die erste Hürde war wie immer das Öffnen des Gerätes. Der Hersteller Jura hatte sich mal wieder etwas Neues ausgedacht, um unbefugtes Öffnen zu verhindern: Zwei sehr ungewöhnliche Spezial-Schrauben verhindern das Abnehmen der Rückwand. Schlüssel für diese Schrauben gibt es tatsächlich nicht im Handel zu kaufen, kein Torx oder ähnliches, sondern besondere Schrauben, zu denen passendes Werkzeug nur vom Hersteller an autorisierte Fachhändler gegeben werden. YouTube kannte das Problem aber schon 🙂 sodass wir mit dieser Information nun wussten, wie es auch ohne das Spezial-Werkzeug vom Hersteller geht. Anmerkung: Das Gerät hier ist über 5 Jahre alt, also lange aus der Gewährleistung raus.
Der Fehler ist dann auch schnell gefunden: Der Entstörkondensator auf der Netzteil-Platine ist aufgeplatzt. Diesen löten wir versuchsweise aus – und schon funktioniert die Maschine wieder.
Nun hat jedoch ein Entstörkondensator doch auch seinen Sinn und wir löten einen Ersatz ein, den der Besitzer kurzerhand bei Conrad besorgt.
Anschließend nehmen wir die Maschine nach und nach wieder in Betrieb – es könnte ja eine weitere Ursache geben, die auch unseren neuen Entstörkondensator platzen lassen würde. Bedeutet: Wir schalten zunächst nur die Netzteil-Platine allein an den Strom. Als dieses funktioniert, stecken wir nach und nach – natürlich immer getrennt vom Stromnetz! – die anderen Einheiten auf die Netzteil-Platine auf: Getriebe-Motor, Heizung, Pumpe und ganz zuletzt die Elektronik.
Dann vollständiger Test noch bei geöffnetem Gehäuse – Vorsichtig! Und als alles funktioniert, Zusammenbau diesmal natürlich mit ausgetauschten normalen Schrauben, um es dem nächsten Reparateur einfacher zu machen. 🙂
Eine Reparatur, die wirklich Spaß gemacht hat und letztlich doch sehr einfach war. Danke an den Besucher für das Vertrauen und seinen Mut zu der Entscheidung, nicht die komplette Netzteil-Platine zu tauschen sondern es zunächst mit dem Auslöten des defekten Kondensators zu versuchen.
Wir betonen hier, dass es die Entscheidung des Eigentümers war. Denn ein Repair-Cafe repariert nicht! Wir helfen in grundsätzlichen Fragen, zB Schrauben drehen oder löten. Der Besitzer macht jedoch soviel wie möglich selbst und entscheidet, wie es jeweils weitergehen soll.
Der Einwand, er hätte ja gar nicht die Kenntnisse für solche Entscheidungen, wird von uns damit beantwortet, dass wir während der Reparatur mit dem Besitzer reden! Wir vermitteln nur Grundkenntnisse und erklären am Objekt einfache, offensichtliche Zusammenhänge, zum Beispiel dass eine Netzteil-Platine für die Stromversorgung zuständig ist und dasjenige Teil ist, welches direkt am Stromkabel hängt. Und bei Gewitter ist tatsächlich der Entstörkondensator deutlich sichtbar dasjenige Bauteil, welches als erstes getroffen wird. Dies ist bei geöffnetem Gehäuse auch für den Laien ganz leicht zu erkennen.
Fazit: Kaffeemaschinen reparieren macht Spaß und der Besitzer lernt auch etwas dabei. Das alles zu einem guten Zweck – der Längerverwendung von Geräten, was gut für die Umwelt ist.
Übrigens kostete diese Hilfe bei der Reparatur den Besitzer zwei Stunden Zeit im Repair-Cafe, eine Stunde Zeit, das Bauteil zu besorgen, 40 Euro Spende an das Repair-Cafe für den Raum und Helfer und 23 Cent für den Kondensator.
Herzlichen Dank an Besucher und Helmut, unseren Helfer.
PS: Seitenteil abgenommen, rechts unten im Bild die Netzteil-Platine.
